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Ersatz für den Tornado der Bundeswehr F-18, F-35 oder ?


Gastbeitrag:

Christina Wagner

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Welches Kampflugzeug soll den MRCA Tornado ersetzen?

Nachdem die Frage nach einem Ersatz des Tornados bei der Luftwaffe 2021 gelöst schien, ist die Entscheidnung nun wieder offen. Nach der zunächst favorisierten F-18 Super Hornet ist nun auch wieder die F-35 Lightning II im Rennen.

 

Bei der Entscheidung für einen Ersatz der Tornados steht vor allem die "nukleare Teilhabe" im Mittelpunkt. Ein Nachfolgemodell benötigt die US-Zulassung für die beim TaktLwG 33 stationierten US Atombomben. Obwohl der Eurofighter Tyhoon durchaus als Träger eingesetzt werden könnte, verweigert die USA bisher die Zulassung für den Eurofighter. Diese Haltung der USA mag in wirtschaftlichen Interessen gesehen werden, da so nur  derzeit ein US-Kampflugzeugtyp in Betracht kommt. Zudem ist die USA  nach den enormen Entwicklungskosten vor allem  an einem Verkauf der F-35 interssiert. Viele Natostaaten und westliche Partnerländer haben sich inzwischen für den Einsatz der F-35 entschieden. Damit wächst aus Sicht der Systemgleichheit auch der Druck auf die Bundeswehr sich dieser Entscheidung anzupassen. Allerdings, wäre es auch die richtige Entscheidung? Dieser Frage versuche ich nachfolgend nachzugehen.

 

F-18 Super Hornet

Die F-18 Super Hornet befindet sich seit 1997 in der Serienproduktion und basiert auf der F-18 Hornet, die 1978 ihren Erstflug hatte. Damit stammt sie in der Basis aus der selben Zeit wie der Tornado, der 1974 seinen Erstflug hatte. Somit ist die F-18 nicht gerade als Flugzeug der neusten Generation zu bezeichnen. Entgegen dem Tornado, wurden die F-18 Super Hornet stetig weiterentwickelt und in neuen Serein hergestellt. Beim Tornado wurden nur die bestehenden Maschinen der technischen Entwicklung, vor allem in der Elektronik, angespasst.

 

Die Entwicklung der F-18 erfolgte als Trägerflugzeug speziell für die US-Navy. Für den Einsatz auf Flugzeugträgern sind Fahrwerk und Zelle entsprechend der höheren Belastungen auf Flugzeugträgern angepasst. Während die Natomitglieder Kanada und Spanien die F-18 Hornet in ihren Luftwaffen einsetzen, haben die bei der US-Navy und US-Marines eingesetzten F-18 Hornet und F-18 Super Hornet  bei der US-Air Force keine Verwendung gefunden. Derzeit verfügt die F-18 auch nicht über eine Zulassung für Nuclearwaffen. Dieses dürfte, da es sich um eine US-Maschine handelt, nach eine Nachrüstung kein Problem sein. Für die F-18 Super Hornet spricht, dass es sich um ein ausgefreiftes, kampferprobtes Waffensystem handelt. Allerdings ist die Konzeption wie dargestellt alt. in diesen Zusammenhang ruft  auch die beabsichtigte Ausserdienststellung der F-18 bei der US-Navy ab 2030 Bedenken hervor. Da  der größte Nutzer der F-18 wegfallen würde, ist damit zu rechnen, dass Boing die F-18 als Auslaufmodell nicht mehr im erforderlichen Maße unterstützt. Da das neue europäische Kampflugzeug FCAS nicht vor 2040 einsatzreif sein dürfte, könnte es hier, abgesehen von der fehlenden Weiterentwicklung, u. a. zu Ersatzteilproblemen kommen. Das Wars Case Szenario, das Deutschland als einziger Nutzer der F-18 Super Hornet darsteht, ist alles andere als positiv zu sehen.

 

F-35 Lightning II

Als Alternative steht die F-35 Lightning zur Wahl. Bei ihr handelt es sich um eine neue Maschine der neusten Generation. Dieses spricht zunächst, neben der Systemkompatibilität innerhalb der Nato, zunächst für die F-35. Allerdings sind neben den reinen Anschaffungskosten noch immer Probleme bei der Maschine zu berücksichtigen. Wie schon während der ganzen Entwicklungszeit, macht noch immer das Treibwerk Probleme. Durch einen vorzeitigen Verschleiß sind die Wartungszyklen kürzer als erwartet. Noch 2021 beklagte die US-Air Force, das rund 15 Prozent der bisher angeschafften F-35 wegen derartiger Probleme nicht Einsatzbereit waren. Auch scheinen noch immer elektronische Probleme nicht behoben zu sein.

Auch sollte man nicht vergessen, das seine Auslegung, bei gleichen Zellenaufbau, als Kampflugzeug und als Senkrechtstarter Auswirkungen auf die Leistung haben. Wenn man den Senkrechtstarter betrachtet, stellt die F-35 einen Quantensprung gegenüber dem Harrier da. Als Kampflugzeug, wie es die Bundeswehr benötigt,  wirkt sich allerdings negativ auf die Flugleistungen aus. Insbesondere im sogenannten Dog Fight dürfte die F-18 ihre Vorteile bei der Wendigkeit gegenüber der F-35 haben. Durch ihre Stealth-Auslegung ist die F-35 schwerer auf dem Radar zu orten als die F-18. Allerdings hat dieser Vorteil auch wieder negative Auswirkungen auf die Flugeigenschaften. Beim Eurofighter wurde auf die besseren Flugleistungen bei nur  begrenzten Stealth-Eigenschaften gesetzt. Letzlich ist davon auszugehen, dass ein Jagdbomber trotz Stealth-Eigenschaften, insbesondere bei Tageslicht, schlicht nicht unsichtbar ist und daher die Nachteile im Luftkampf nicht unbeachtet bleiben sollten.

 

ECR - Growler oder Eurofighter

Da die Luftwaffe auch ihre ECR-Tornados ersetzen muss, steht hier kurzfristig keine F-35 Version zur Verfügung. Hier stehen im Moment die F-18 Growler und die ECR Version des Eurofighters, die ab 2026 einsatzfähig sein soll, zur Auswahl. Bei einer Beschaffung der F-35 wäre die F-18 Growler nicht sinnvoll. Der Aufwand und die Folgekosten für die Unterhaltung,  Wartung,  Ausbildung usw., wären für nur 15 Maschinen unpraktikabel. Schon aus diesen Gesichtspunkt wäre die Anschaffung der F-18 Growler nur in Verbindung mit einer Beschaffung der F-18 Super Hornet sinnvoll. Daher wäre bei einer Beschaffung der F-35 eine gleichzeitige Beschaffung der ECR-Version des Eurofighters zweckmäßiger. Diese würden sich in die Flottenstruktur der Luftwaffe auch sehr gut einbinden lassen.

 

Im Bezug auf die ECR-Maschinen stellt sich die Frage,  egal wie eine Entscheidung im Bezug auf die Jagdbomber ausgeht, ob  mit dem ECR-Eurofighter auf eine europäische Lösung gesetzt werden sollte? Aus der gesamten Logistik und Kostenstruktur heraus ist es als sinnvoll anzusehen. Da der Eurofighter das Hauptwaffensystem der Luftwaffe ist, wären die Synagieeffekte beträchlich.  Die Kosten und der Aufwand für die Einführung geringer als bei einem neuen System F-18 Growler. Darüberhinaus könnte so die bestehende Infrastruktur für  Logistik, Wartung, Ausbilung und nicht zuletzt Erfahrung genutzt werden.

 

Die Entscheidung erweist sich als sehr komplex. Setzt man mit der F-35 auf eine modernes, aktuelles und zukunftfähiges Waffensystem, welches derzeit noch immer mit Problemen zu kämpfen hat? Oder entscheidet man sich für die rascher verfügbare kampferprobte F-18, deren Zukunftsfähigkeit begrenzt ist?  Dabei sollte auch nicht das zukünftige europäische Kampflugzeug FCAS außer Betracht bleiben. Wenn es bei diesen Projekt Verzögerungen gibt und es erst weit nach 2040 einsatzfähig  wird, kann dieses bei der F-18  verschärften Problemen bei der Ersatzteilversorgung kommen.

 

F-15 Eagle II

Die F-18 rückte sicherlich in den Fokus,  da diese Maschine sowohl als Jagdbomber als auch ECR-Maschine verfügbar ist. Hierdurch wären beide Aufgabenbereiche durch einen Flugzeugtyp abdeckbar. Da man nun wieder mit der F-35 von der Anschaffung eines einzigen  Flugzeugtyps abrückt wird, ist zu hinterfragen, ob sich nicht auch andere Lösungen anbieten. So käme mit der geraden neuen F-15 Eagle II eine für Nuclearwaffen zugelassene Maschine in betracht. Mit ihr könnte man auf einen bewährten, sehr leistungsstarken Jagdbomber zurückgreifen. Aufgrund seiner sehr hohen Leistungsfähigkeit wird dieser Typ auch noch über einen längeren Zeitraum für die US-Air Force aktuell bleiben. Probleme. wie sie  die durch das baldige Ausscheiden der F-18 aus der Navy entstehen könnten, sind bei der F-15 nicht so rasch zu befürchten. Daher wäre in der F-15 durchaus eine Alternative zu sehen.

 

Schlussbetrachtung

Wenn sowohl die Jagdbomber, als auch die ECR-Tornados mit einem Flugzeugtyp abgeslöst werden sollen, ist die F-18 die Wahlmöglichkeit unter den US-Maschinen. Doch ihr baldiges Ausscheiden aus der US-Navy ist alles andere als positiv zu sehen. Diese Meldung mag auch für die neuerliche Diskussion verantwortlich sein. Im Falle einer Verzögerung beim neuen europäischen Kampflugzeug wäre man schnell wieder in der Situation wie jetzt beim Tornado.

 

Bei der F-35 steht ein Kampfflugzeug der neusten Generation zur Verfügung. Allerdings mit Schwächen und noch immer noch andauernden technischen Problemen. Die Lebensdauer der Triebwerke wirken sich auf die Einsatzbereitschaft und den Betriebskosten negativ aus. Zudem würde seit der F-104 Starfighter erstmals wieder ein einstrahliges Kampflugzeug bei der Bundeswehr zum Einsatz kommen. Die größere Sicherheit zweistrahliger Maschinen sollte nicht vernachlässigt werden. Allerdings ist die F-35 ein Flugzeug das weit über das Jahr 2040 hinaus einsetzbar wäre.

 

Es mutet schon merkwürdig an, dass die Wahl zwischen einer Maschine deren Auslaufen beim größten Nutzer, der US-Navy, bekanntgeben wird und der brandneuen F-35 liegen soll. Hier drängt sich geradezu eine Entscheidung auf: Die F-35 mit dem ECR-Eurofighter als Ersatz für den Tornado ECR.

Bei aller Euphorie über ein hochmodernes Kampflugzeug wie die F-35, sollte man die Leistungsparameter nicht aus den Augen verlieren. Ist die F-35 ein zumindest gleichwertiger Ersatz für den Jagdbomber Tornado? Da diese Maschine hauptsächlich als Ersatz für die in die Jahre gekommende F-16 der US-Air Force und anderer Luftwaffen entwickelt wurde, scheinen hier Bedenken nicht unbegründet zu sein. Schon alleine im Bezug auf die Geschwindigkeit  schneidet die F-35 gegenüber dem Tornado  schlechter ab. Darüberhinaus kann sie nicht die bei der Bundeswehr verfügbaren HARM-Raketen in ihrem Waffenschacht aufnehmen. Für den Waffenschacht der F-35 wurde eine neue Harm-Rakete entwickelt. Dieses bedeutet für den Einsatz bei der Bundeswehr, die F-35 müsste die verfügbaren Harm-Raketen als Auslast aufnehmen. Dieses würde sich wiederum negativ auf die Stealth-Eigenschaften der Maschine auswirken. Wollte man dieses vermeiden, müssten die neue Version beschafft werden.

 

Da nun doch wieder der Ersatz der Tornados durch zwei unterschiedliche Flugzeugtypen erwogen wird,  sollte der Blick durchaus weiter gefasst werden. Anstelle der F-35 käme auch durchaus die F-15 Eagle II in Betracht. Mit ihr würde man ein leistungsstarkes Flugzeug mit Zulassung für US-Nuclearwaffen erhalten.

 

Da von Seiten der USA nicht mit einer Zulassung des Eurofighters für die Atomwaffen in absehbarer Zeit zu rechnen ist, entfällt faktisch die einfachste Lösung mit einem Flugzeugtyp, dem Eurofighter.

 

Aus meiner Sicht ist wegen ihrer Unsicherheit über das jahr 2030 hinaus die F-18 problematisch. Daher bietet sich die F-35 und die F-15 Eagle II in Verbindung mit dem Eurofighter ECR an. Weil die F-15 insbesondere bei den Flugleistungen die F-35 bei weitem übertrifft, kampferprobt und für alle Waffensysteme einsetztbar ist, kann in der Kombination F-15 Eagle II  und  Eurofighter ECR durchaus als eine weitere Beschaffungslösung gesehen werden. Dieses ist allerdings meine persönliche Meinung.

 

Sollte die Entscheidung nur zwischen F-18 und F-35 erfolgen, halte ich die Entscheidung für eine Beschaffung der F-35 in Kombination mit dem ECR-Eurofighter für die am wahrscheinlichste Lösung.

 

Wie man es auch betrachten mag, sollte man bei der Entscheidung eine Meinung nicht vergessen, die der Piloten.


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