40 Jahre Schiffsfotografie


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Christina Wagner

In diesem Jahr ist es 40 Jahre her, dass ich erstmals mit meiner Kamera an die Elbe fuhr um Schiffe zu fotografieren. In der Folge entwickelte sich daraus ein Hobby, dem ich bis heute nachgehe.

Damals, 1983, war vieles noch anders. Man fuhr an die Elbe und wartete darauf was einem vor die Linse kam. Es gab noch kein Internet und AIS mit denen man die Schiffe verfolgen konnte. Es war mehr eine Jagd bei der man ein gewisses Glück brauchte. Heute schaut man ins Internet und weiß was für Schiffe kommen und wann sie da sein werden. Ohne diese heutige Planung war es damals mit einer gewissen Spannung auf das was kommen würde verbunden.

 

Aber auch die Schiffe waren andere. Es war schon die Zeit der Containerschiffe, aber es waren auch noch zahlreiche Stückgutfrachter in Fahrt. Hieraus ergab sich eine gewisse Vielfalt an Schiffen, die man heute doch vermisst. Zu jener Zeit hatten selbst die Containerschiffe eine gewisse Linienführung, die heute der Jagd nach noch mehr Stellplätzen für die bunten Schachteln doch mehr und mehr zum Opfer fällt. Gegenüber den Schiffen der 1970er Jahre mit 3.000 TEU hat sich deren Kapazität heute um das 8-fache, auf über 24.000 TEU, erhöht. Zudem fotografiert man heute bei den Containerriesen mehr die Ladung als das Schiff. Oft ist vom Schiff nur der Rumpf, die Brückenfenster und die Abgasrohre zu sehen. Natürlich ist es schön für die Reedereien, aber wer was vom Schiff sehen möchte hat so etwas das Nachsehen. Hinzu kommen die zum Teil gigantischen Schornsteine, die dem Einbau von Scrubbern (Abgaswaschanlagen) geschuldet sind. Manche dieser Konstruktionen geben den Schiffen alles andere als eine vorteilhafte Optik. Aber dies ist der dringend erforderlichen Reduzierung der schädlichen Abgase geschuldet.

 

Aber auch bei den Passagierschiffen ist der Gigantismus der Linienführung von einst gewichen. Viele der neuen Giganten der Kreuzfahrt ähneln mehr großen Hotels mit Freizeitpark auf dem Dach. Die Ästhetik scheint nicht mehr von Bedeutung zu sein. Schiffe wie die frühere Norway  (ex France) und Queen Elizabeth II zeugten noch einer optischen Schönheit. Aber in den 40 Jahren hat sich auch der Geschmack eben geändert.

 

Ein kleines Erlebnis, und bisher lauteste Fototag, war 1983 die Ausfahrt des britischen Flugzeugträger HMS HERMES (R12). Während ich meine Fotos machte, erschienen zwei F-4 Phantom II der Luftwaffe. Mit lautem Dröhnen ihrer Triebwerke machten sie als Abschiedsgruß einen Überflug über den Flugzeugträger. Es war auch der letzte Besuch der HMS HERMES in Hamburg. Der 1959 in Dienst genommene Träger wurde 1985 stillgelegt. Er wurde an Indien verkauft, wo er noch bis 2017 im Einsatz war und schließlich 2021 verschrottet wurde. Da es überraschend war und sehr schnell ablief habe ich leider mit der früheren Kameratechnik nur wenige Bilder geschafft.

 

Als ich damals begann, war die Schiffsfotografie noch nicht so verbreitet. Früher war ich an meiner Fotostelle meistens alleine. Erstmals als 1984 die Norway nach ihrem Umbau in Hamburg war, waren doch einige mit ihren Fotoapparaten anwesend. Doch an eine kleine Anekdote erinnere ich mich noch. Die Norway  verließ Hamburg mit erheblicher Verspätung. Da es noch kein Internet gab, konnte man nicht schnell nachschauen. Es wurde immer später, wohl rund 2 Stunden. Enttäuscht waren die Menschen wieder abgezogen. Ich war wieder alleine und wartete. Dann konnte ich die beiden Schornsteine über den Bäumen von Pagensand sehen. So kam ich doch noch zu meinen Fotos.

Anders war es bei dem ersten Besuch der QUEEN MARY II in Hamburg. Noch kein Schiff konnte bisher und hat es bisher auch nicht wieder geschafft, so einen Hype an der Elbe zu verursachen. Der Deich glich mehr einem Fußballstadion. Durch die Massen an Menschen war der Verkehr in der Region völlig zum erliegen gekommen. Die mehr im Stil eines Liners gebaute QUEEN MARY II sorgte daher nicht nur von ihrer Größe her für Aufsehen.

 

Nun ja, 40 Jahre bringen eben auch Veränderungen im Schiffbau und der Schifffahrt mit sich. Ich werde auch weiterhin mit der Kamera unterwegs sein und die Schiffe im Bild festhalten. Es sind genug der Worte, nun lasse ich einige Bilder aus meiner Sammlung sprechen.

 


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