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Neue Elbsandladungen für LNG Pipelinetrasse


Am Morgen des 11. Mai entlud der Hopper Dredger SCELVERINGHE eine weitere Ladung in Glückstadt. Die Schotterladung im Vordergrund ist ebenfalls für das LNG Pipelineprojekt bestimmt.
Am Morgen des 11. Mai entlud der Hopper Dredger SCELVERINGHE eine weitere Ladung in Glückstadt. Die Schotterladung im Vordergrund ist ebenfalls für das LNG Pipelineprojekt bestimmt.

 

Nach dem der Hopper Dredger SCELVERINGHE Ende April (Beitrag hier) einige Ladungen Sand nach Glückstadt gebracht hatte, ist er am 9. Mai am Abend mit einer erneuten Ladung in Glückstadt eingelaufen. Danach ist Hopper-Dredger zunächst nach Wilhelmshaven gefahren und hat offensichtlich im Bereich der Jademündung Baggerungen durchgeführt. Am frühen Morgen des 11. Mai kam er mit einer erneuten Ladung wieder nach Glückstadt. Zuvor war das Schiff noch in den NOK eingefahren und löschte einen Teil seiner Ladung am Südkai in Brunsbüttel.

 

Wie die beiden folgenden Bilder zeigen, waren die zuvor  im April angelandeten Ladungen inzwischen weitesgehend abtransportiert worden.


Am 29.04.2023 befanden sich auf dem Kai noch große Sandmengen
Am 29.04.2023 befanden sich auf dem Kai noch große Sandmengen
Am 08. Mai waren große Teile der Sandmengen abgefahren. Bei dem dunkleren Material beim Kran handelt es sich um Kohle für das Kraftwerk von Steinbeis.
Am 08. Mai waren große Teile der Sandmengen abgefahren. Bei dem dunkleren Material beim Kran handelt es sich um Kohle für das Kraftwerk von Steinbeis.

 

Eine offizielle Erklärung bezüglich dieser Anlandungen war bisher nicht zu erhalten. Eine Nachfrage beim Landesministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur in Kiel wurde nur mit einem Verweis auf den Hafenbetreiber, sowie dem Kreis Steinburg und dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt als zuständige Behörden beantwortet. Weder über die Herkunft des Sandes noch über den Verwendungszweck gab es eine Erklärung.

 

Eigene Nachforschungen haben ergeben, dass der bei Sankt Margarethen aus der Elbe gebaggerte Elbsand für das LNG-Pipelineprojekt ETL 180 von Brunsbüttel nach Hetlingen (Haseldorfermarsch) bestimmt ist. Der in Glückstadt angelandete Sand wird mit zahlreichen LKW´s zu den Baustellen der Pipeline befördert.

 

Auf Grund der Sperrung der B 431 in Glückstadt müssten sie eigentlich entsprechend der ausgeschilderten Umleitung für LKW´s über Elmshorn fahren.  Die LKW´s, und dieses sind angesichts der Mengen doch zahlreiche Touren,  fahren allerdings durch die historische Innenstadt von Glückstadt. Dann über die Fähranlegerzufahrt in Richtung Blomesche Wildnis und über Süderau in Richtung der Pipeline-Baustellen in die Region Sommerland/Siethwende.

 

LKW´s stehen bereit für Abtransport in Richtung der Baustelle. (11.05.2023)
LKW´s stehen bereit für Abtransport in Richtung der Baustelle. (11.05.2023)

Elbsand für die LNG-Pipeline wird in Glückstadt angelandet.

Update: 12. Mai 2023

Nach der Entladung führte die SCELVERINGHE in der Höhe von Sankt Margarethen erneut Baggerarbeiten durch. Mit einer weiteren Ladung Elbsand im Bauch lag sie bis zum nächsten Morgen auf der Freiburger Reeder. Am 12. Mai. lief sie gegen 8 Uhr wieder in Glückstadt ein, wo sofort mit der Entladung begonnen wurde.

 

Entgegen anderen Laderaumsaugbaggern, die ihre Ladung mit viel Wasser an Land spülen, verfügt die SCELVERINGHE und ihr Schwesterschiff SPAUWER über eine spezielle Anlage zur Entziehung der Feuchtigkeit. Hierdurch ist es möglich, wie auf den Bildern zu sehen, die Ladung relativ trocken über ein Förderbandsystem zu löschen und sofort abzutransportieren. Auf Grund ihrer besonderen Konstruktion werden diese Hopper-Dredger oft nicht als solcher erkannt und leicht mit selbstentladenden Frachtschiffen (Bulk Carriern) verwechselt.

Saurohr Hopper-Dredger Scelveringhe und Spauwer
Die SCELVERINGHE und ihr Schwesterschiff SPAUWER verfügen auf der Steuerbordseite über ein 0,85 m Durchmesser Saurohr. Mit diesem können Baggerungen bis zu einer Tiefe von 33,50 m vorgenommen werden. (Bild zeigt die Spauwer)
Baggerschiff bringt neue Ladung Elbsand für die Brunsbüttel-Hetlingen LNG-Pipeline
Am 12. Mai bringt die SCELVERINGHE eine neue Ladung Elbsand nach Glückstadt. Die Ladung vom Vortag ist schon zu den Baustellen abtrtansportiert worden.

 

Während noch der am Vortrag aus der Elbe gebaggerte Elbsand über das Förderbandsystem des Schiffes angelandet wird, beginnt schon der Abtransport. Während zwei große Radlader die ersten LKW´s beladen, stehen die weiteren Muldenkipper auf dem Kai schon in der Warteschlange.

 

LKW´s stehen Schlange, um den frisch gebaggerten Elbsand zu der LNG-Pipeline-Baustellen zu befördern
Kaum hat die Entladung des Schiffes begonnen, stehen die Kipplaster schon Schlange. Alle fahren durch die Glückstädter Innenstadt zu den Baustellenabschnitten der LNG-Pipeline
Elbsand für die LNG-Pipeline Brunsbüttel-Hetlingen wird in Glückstadt angelandet.
Mit zwei Radladern werden die LKW´s mit den frisch angelandeten Elbsand befüllt.
Einer der beiden Radlader belädt einen der zahlreichen Muldenkipper die den Sand an die Baustelle befördern.
Einer der beiden Radlader belädt einen der zahlreichen Muldenkipper die den Sand an die Baustelle befördern.

Nach  der Entladung fuhr die SCELVERINGHE wieder in die Baggerzone bei Sankt Margarethen.  Nachdem der Laderaum wieder mit Sand gefüllt war, hat sie sich wieder bei Freiburg auf Reeder gelegt. Das Warten ist erforderlich, da auf Grund der Wassertiefe im Glückstädter Hafen ein Anlaufen nur bei Hochwasser möglich ist. Aber auch dann kann der Laderaumsaugbagger nur mit Teilbeladung in Glückstadt einlaufen. Beim Abendhochwasser hat die SCELVERINGHE auch diese Ladung gelöscht und anschließend eine weitere Sandladung vom Grund der Elbe in ihren Laderaum gesaugt. Wieder auf  Reede liegend  wartet sie auf das Morgenhochwasser vom 13. Mai.

 

Die Einbringung von Elbsand in die Wilster-, Kremper- und Haseldorfermarsch für den LNG-Pipelinebau ist doch schon sehr verwunderlich. Es es nur zu hoffen, dass es in dem empfindlichen Ökosystem der Marschlandschaft nicht zu Schadstoffbelastungen kommt. Aber sicherlich wird es da wieder einmal  "unbedenkliche Obergrenzen" für mögliche  Schadstoffbelastungen geben.

 

Um welche Mengen es sich dabei genau handelt war bisher nicht zu eruieren. Eine Schätzung auf Basis des Tiefgangs des Schiffes lässt vermuten, dass eine Ladung sich um die  2.000 m³ bewegen dürfte.

Hafen Glückstadt, Sand und Schotter für den LNG-Pipelinebau
Auch der Abtransport des Schotters geht weiter. Ein dritter Radlader befüllt die LKW´s mit Schotter.

 

Update: 13. Mai 2023

Am Morgen lief die SCELVERINGHE  wieder in den Glückstädter Hafen ein und löschte erneut eine Ladung Elbsand. Da es am Wochende offensichtlich kein Abtransport zu der Pipeline-Baustelle gibt, türmen sich nach der Löschung am gestrigen Abend und der neuen Ladung nun wieder die Sandberge auf dem Südkai in Glückstadt. Das dürfte Anfang nächster Woche wieder jede Menge LKW Touren nach sich ziehen.

Die Bewegungen des Hopper-Dredger SCELVERINGHE vom 12. und 13. Mai 2023. Das Bild zeigt die Fahrten des Schiffes zwischen den Baggergebiet bei Sankt Margarethen und Glückstadt. Quelle: Vesselfinder.com
Die Bewegungen des Hopper-Dredger SCELVERINGHE vom 12. und 13. Mai 2023. Das Bild zeigt die Fahrten des Schiffes zwischen den Baggergebiet bei Sankt Margarethen und Glückstadt. Quelle: Vesselfinder.com
13.05.2023, am Morgen war die SCELVERINGHE, nach ihre Anlandung am gestrigen Abend, erneut in Glückstadt beim Löschen einer weiteren Elbsandladung.
13.05.2023, am Morgen war die SCELVERINGHE, nach ihre Anlandung am gestrigen Abend, erneut in Glückstadt beim Löschen einer weiteren Elbsandladung.
Nachdem am gestrigen Abend, man könnte auch schon Nacht sagen, der Bagger schon eine Ladung Elbsand gelöscht hatte, türmen sich nun wieder (13.05.2023) die Sandberge auf dem Südkai in Glückstadt.
Nachdem am gestrigen Abend, man könnte auch schon Nacht sagen, der Bagger schon eine Ladung Elbsand gelöscht hatte, türmen sich nun wieder (13.05.2023) die Sandberge auf dem Südkai in Glückstadt.

 

Update: 15. Mai 2023

Nach einer weiteren Baggerung von Elbsand vor Sankt Margarethen am 13. Mai ging die SCELVERDINGHE vollbeladen durch die Schleuse Brunsbüttel in den NOK. Hier legte sie sich in Brunsbüttel zunächst an die Dalben. Am frühen Morgen des 15. Mai löschte sie eine Teilladung am dortigen Südkai.  Was auch logisch wäre, schließlich wird auch im Raum Brunsbüttel an der LNG-Pipeline gebaut. Mit der Restladung lief sie dann wieder nach Glückstadt, wo sie gegen Mittag ankam und ihre restliche Sandladung löschte.

 

Danach lief der Hopper-Dredger wieder die Baggerzone bei Sankt Margarethen an und holte eine weitere Ladung vom Grund der Elbe. Doch dieses Mal ließ er Glückstadt links liegen und steuerte voll abgeladen Stade (Hafen Bützfleth, Nord-West Pier) an. In Stade wird derzeit der LNG-Terminal gebaut. Der schwimmende Terminal soll Ende 2023 seinen Betrieb aufnehmen. Gleichzeitig wird in Stade auch ein fester Terminal gebaut, der etwa 2027 seinen Betrieb aufnehmen soll. Auch hier soll noch in diesem Jahr eine rund 3 Kilometer lange Anbindungspipeline fertiggestellt werden.

 

 

 

Update 16. Mai 2023

Nach ihrer Entladung in Bützfleth ist die SCELVERDINGHE wieder zu der Baggerzone Sankt Margarethen gelaufen und hatte eine neue Ladung Sand vom Grund der Elbe aufgenommen. Danach lief sie am 16. Mai erneut Glückstadt an und löschte ihre vorerst letzte Ladung Elbsand auf dem Südkai. Um 16.00 Uhr verließ sie dann Gückstadt in Richtung Hull (Großbritannien). Damit dürfte der Anlandung von Elbsand in Glückstadt wohl zunächst abgeschlossen sein. Man darf gespannt sein, ob es zukünftig noch weitere derartige Sandanlieferungen geben wird. Ich werde mein Auge darauf haben.

 

Um welche Mengen Elbsand es sich im Mai handelt kann ich nur schätzen. Die Sandmenge die allein in Glückstadt gelöscht wurde dürfte sich um die 14.000 m³ bzw. etwa 28.000 t bewegen. Wie gesagt, da offizielle Zahlen fehlen, nur eine grobe Schätzung.

Aus der Elbe gebaggerter Elbsand für LNG-Pipeline in Glückstadter Hafen gelöscht
Der Südkai in Glückstadt nach der Löschung der wohl zunächst letzten Elbsandlieferung am 16.05.2023.
Elbsand in Glückstadt für LNG-Pipeline Bau.
Auf dem Südkai in Glückstadt warten nach der letzten Anlandung noch große Mengen Elbsand auf den Transport zu den Baustellen. Bild 16.05.2023
Der Kurs der SCELVERDINGHE vom 15. u. 16. Mai zeigt, wie der Saugbagger eine Baggerladung (ca. 3.900 m³) nach Bützfleth und anschleißend, bevor er nach Hull (GB) ablief, eine letzte Ladung nach Glückstadt brachte. Quelle: Screenshot VesselFinder.com
Der Kurs der SCELVERDINGHE vom 15. u. 16. Mai zeigt, wie der Saugbagger eine Baggerladung (ca. 3.900 m³) nach Bützfleth und anschleißend, bevor er nach Hull (GB) ablief, eine letzte Ladung nach Glückstadt brachte. Quelle: Screenshot VesselFinder.com

 

Anmerkung:

Etwas verwundert habe ich heute festgestellt, dass das Durchfahrtsverbot der historischen  Innenstadt von Glückstadt für LKW´s aufgehoben wurde. Das entsprechende Schild ist verschwunden. Folglich freie Fahrt für die Muldenkipper und alle anderen Lastwagen.

 

Einige Impressionen von der ETL 180 LNG-Pipeline

Heute (19.05.2023) habe ich einige Bilder von den Bauarbeiten an der ETL 180 geschossen. Die aus dem fahrenden Auto gemachten Bilder enstanden bei Wischreihe, zwischen Siethwende und Kiebitzreihe sowie im Abschnitt bei Grönland.

In Höhe Wischreihe liegen die Röhren schon an der Trasse bereit. Sie dürften demnächst verlegt werden.
In Höhe Wischreihe liegen die Röhren schon an der Trasse bereit. Sie dürften demnächst verlegt werden.
ETL 180 LNG Pipeline, Trasse bei Wischreihe
Baustellenbereich der ETL 180 Wischreihe bei Siethwende.
Lng-Pipeline ETL 180
Auf dem Abschnitt bei Wischreihe sind noch die Sandberge vorhanden.
LNG-Pipeline ETL 180, Bereich Wischreihe
Ein Bild der Sandberge im Bereich Wischreihe. Er wurde noch nicht vollstänig im Baustellenbereich verteilt.
ETL-180 LNG-Pipeline, Bereich Grönland.
Bei Grönland ist inzwischen entlang der Trasse eine Schotterstrecke entstanden.

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Kommentare: 5
  • #1

    Karl-Heinz Brüggmann (Montag, 15 Mai 2023 09:26)

    Hier stellt sich automatisch eine Frage.
    Wird hier Baggergut aus der Elbe als Füllstoff für die LNG-Pipeline an Land verklappt und gibt es da Schadstoffuntersuchungen?

  • #2

    Thomas Bergmann (Freitag, 19 Mai 2023 11:04)

    Toller Bericht und eigentlich interessante Fragen, eigentlich.

    Aber ich denke, es interessiert kaum jemanden. Wie der Grüne Bundesminister Habeck schon im Mai 2022 äußerte, dient alles der Versorgungssicherheit des Landes und man solle doch bitte von Klagen absehen. Die Angst vor einer kalten Stube ist größer, als die Sorge um mögliche negative Eingriffe in die Natur. Was interessiert da die Menschen der Sand aus der Elbe in der Marschlandschaft? Die Pipeline ist wichtiger. So sieht es auch die Presse, die doch überwiegend positiv über Feierstunden und Baufortschritte berichtet.

    Mit „Beschleunigungsgesetzen unter dem Arm“ wird der Bau der LNG-Terminals und Pipelines vorangetrieben und der Zweck heiligt dabei die Mittel. Der Kriegsverbrecher Putin macht es möglich.

    Also vertrauen wir auf die Politik, die seit Jahrzenten sowohl gegenüber Russland, als auch dem Klimawandel blind war und nun mit der Keule ihre Fehler der Vergangenheit beheben will . Oder??

  • #3

    Karl-Heinz Brüggmann (Freitag, 19 Mai 2023 23:28)

    Ja, dem Kommentar kann ich nur zustimmen. Da spielt auf einmal der Umweltschutz keine Rolle mehr. Versorgungssicherheit mit LNG? Auch ein fossiler Brennstoff. Angeblich nur für einen begrenzten Zeitraum.
    Ja, jetzt will man die verkorkste Klimapolitik von 30 Jahren mit Gewalt in die richtige Richtung führen, aber nur solange es die Lobbyisten nicht trifft.
    Man achte auch mal auf den Nord-Ostsee-Kanal, auf die Schleusen , wo die Schiffe mit laufender Hauptmaschine und drehendem Propeller an der Leine oft sehr lange liegen und munter Abgase abgeben. Ist das der neue Klimaschutz?

  • #4

    Christina Wagner (Samstag, 20 Mai 2023 13:18)

    Kurz zum Nord-Ostsee-Kanal. Schlimmer als in den Schleusen dürfte sein, dass Schiffe in den Weichen, auch bei Wartezeiten von einer Stunde und mehr, sich mit Maschinenkraft auf Position halten. Wozu wurden in den Weichen die neuen Dalben installiert? Als Deko? Wieso gibt es keine Verpflichtung z. B. bei Wartezeiten von mehr als 20 Minuten an diesen festzumachen und die Maschinen, bis auf die notwendigen E-Diesel, abzuschalten? Munter werden die Abgase in die Luft geblasen. Das ist doch praktizierter Klimaschutz..., auch hier scheint eine Zeitenwende mal angebracht.

  • #5

    Christina Wagner (Samstag, 20 Mai 2023 15:15)

    Wir erleben eben eine echte Zeitenwende. Hätte man früher eine Pipeline durch die empfindliche Marschlandschaft und Moorböden verlegt, hätte es, insbesondere Seitens der Grünen, einen riesen Aufschrei gegeben. Heute sind die Grünen eine der treibenden Kräfte.

    Früher protestierte man gegen Hochspannungsleitungen und selbst gegen geplante Oberleitungen der Bahn. Heute pflastert man die Landschaft mit Windrädern zu. Selbst die Lebensqualität der Menschen spielt keine Rolle mehr, reduziert man doch den Abstand der Windkraftanlagen zu Wohngebäuden. Photovoltaikanlagen, deren Förderung man einst einstellte, werden faktisch zur Pflicht. Kurzerhand sollen Millionen von Hausbesitzern zum Austausch der Heizungsanlage verdonnert werden. Für viele droht eine staatlich verordnete Überschuldung. Wie heißt es an der Küste: De nich will dicken mutt wiecken. In Bezug auf die Heizung-Erneuerung: Wer nicht die Finanzierung auf die Reihe bekommt, muss womöglich verkaufen. Davon abgesehen, dürften insbesondere ältere Häuser gerade massiv an Wert verloren haben.

    Nachdem die Politik Jahrzehnte die Hände in den Schoß gelegt hat, wird jetzt wirklich die Keule herausgeholt. In einem regelrechten Aktionismus soll nun alles am liebsten von heute auf morgen geändert werden. Frage bleibt, ob dies so in unserem Gesellschaftssystem funktioniert. Trotz aller Erklärungen, niemand würde allein gelassen, was schon bei Corona und Energiepreispauschale nicht stimmte, dürften doch einige auf der Strecke bleiben. Ob der soziale Friede in der Gesellschaft dieser Zeitenwände standhält? Frage bleibt, wo der Staat all die Milliarden herbekommen will? Denn die Energiewende wird mit Sicherheit, sehr teuer, für Staat und Bürger. Inflation, steigenden Preisen und Zinsen machen es nicht einfacher.

    Die Veränderungen der Erde haben die Politiker aufgeschreckt. Mehret auch redlich und machet euch die Erde untertan. Vielleicht hätten wir die Bibel da nicht so wörtlich nehmen sollen. Das Raumschiff Erde hat für seine Ressourcen längst zu viele Menschen an Bord, der Golfstrom baut immer weiter ab, der Jetstream schwächelt, die Erdachsverschiebung hat an Geschwindigkeit zugelegt, die Temperaturen und der Meeresspiegel steigen und... Die Politik sucht nach dem Stoppschalter. Ich befürchte, der normale Rhythmus der Erde und das menschliche Wirken sind zusammengekommen und das es keinen Schalter gibt. Ich fürchte auch, wir können den Prozess vielleicht noch verlangsamen, aber aufhalten oder gar umkehren? Um etwas zu erreichen müssten zudem alle Staaten an einem Strang ziehen.

    Auch die Sicherheitspolitik hat sich geändert. Heute befürworten selbst Leute von denen man es nie erwartet hätte, die früher Bundeswehrsoldaten als Mörder bezeichneten und gegen die Atomwaffen lautstark protestierten, die Nukleare Teilhabe. Man wollte dem großen Demokraten Putin, der er nicht ist und auch nie war, glauben. Munter wurde die Bundeswehr kaputtsparen. Auch diese Fehlentscheidung wird jetzt Milliarden verschlingen. Eine weitere teure Zeitenwende.

    Zurück zur Pipeline. Russland, der verlässliche Partner. Spätestens seit 2014 war klar, Russland ist nicht der verlässliche Partner. Sehenden Auges, blind vor der Realität, begab man sich in weitere Abhängigkeit zu Russland. Nord Stream 2 wurde gegen aller Kritik gebaut.
    Jetzt wo Putin sein wahres kriegerisches Gesicht zeigt, bricht Panik aus. Die Versorgungssicherheit des Landes steht auf tönernen Füssen. Eiligst wurden und werden schwimmende LNG-Terminals aus dem Boden gestampft. Selbst Fracking Gas ist kein Tabu mehr. Politiker die für Umwelt- und Naturschutz standen, schieben diese derzeit beiseite. Geradezu hektisch werden mit extrem verkürzten Genehmigungsverfahren Gas- und Stromleitungen verlegt. Klagen dagegen sollten unterlassen werden, da dieses Putin in die Hände spielen würde. Da erscheinen einem doch die ständigen Erklärungen, die Versorgung des Landes sei sicher, irgendwie fraglich. Erzählt man dem Volk die ganze Wahrheit, oder wird diese bewusst verschleiert?

    Ich glaube nicht, dass im Bezug auf Klimawandel und Energiewende wilder Aktionismus und politische Ideologien zielführend sind. Es braucht pragmatische Lösungen, offen für alle zweckmäßigen Alternativen, auch wenn sie dem einen oder anderen Politiker graue Haare bereiten mögen. Denn es geht hier nicht um politische Ideale, Eitelkeiten oder sich ein Denkmal setzen zu wollen, sondern darum die Erde lebenswert zu erhalten.