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Christina Wagner

Mit der ersten Probefahrt neigt sich die Never-Ending-Story des Laderaumsaugbaggers OSTERIFF nun doch langsam dem Ende zu. Ihre Odyssee begann mit der Bestellung am 9. Dezember 2016: Die Pellas Sietas Werft, die 2014 aus der bekannten Sietas-Schiffswerft in Neuenfelde hervorgegangen war, erhielt von der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSA) den Bauauftrag für einen 7.500 m³ Trailing Suction Hopper Dredger (TSHD). Geplante Ablieferung Dezember 2018. Noch unter dem Namen Schiffswerft J. J. Sietas wurden 2010 und 2012 jeweils ein TSHD des Typs Sietas 180a für die Josef Möbius Bau abgeliefert. Bei der OSTERIFF handelt es sich um eine größere Weiterentwicklung dieser beiden Schiffe. Sie wurde speziell für den Einsatz im Bereich Elbe, Jade und Weser ausgelegt. Da es sich um einen reinen Verklappungsbagger handelt, wurde bei der OSTERIFF auf die Anlagen zur Verspülung verzichtet.
Aufgrund der starken Verschlickung der Este und des Werfthafens kam es jedoch zu großen Problemen. Für das im November 2019 vorgesehene Ausdocken der „OSTERIFF” aus dem Schwimm-Baudock fehlte im
Werfthafen die notwendige Wassertiefe. In der Folge kam es zu einem behördlichen Hin und Her. Erst im September 2020 durften die Schlickmassen mit einem Injektionsbagger entfernt werden. Nach
Beendigung der dringendsten Baggerarbeiten konnte die „OSTERIFF” endlich ausgedockt werden. Allerdings nicht im Werfthafen. Mit dem Baudock, dessen Absenken weiterhin nicht möglich war, wurde die
„OSTERIFF” am 16. Oktober 2020 in die Elbe geschleppt. Erst im Dredenauhafen konnte das Dock abgesenkt werden, sodass die OSTERIFF mit mehr als zehnmonatiger Verspätung aufschwimmen konnte. Auf
eigenem Kiel kehrte sie zur Bauwerft zurück. Hier sollte die Endausrüstung erfolgen.
*Anmerkung: Die Verschlickung der Este hat in der letzten Zeit so zugenommen, dass die traditionelle Fährverbindung zwischen Blankenese und Cranz seit Herbst 2024 "ruhend gestellt" ist. Ersatz: Linie 65 Blankenese - Finkenwerder.
Ab März 2020 kam in all dem Chaos die Corona-Pandemie hinzu. Die Lockdowns behinderten den weiteren Ausbau der „OSTERIFF”. Zwischenzeitlich bedrohte die zunehmende Verschlickung im Werfthafen den
Neubau. Daher wurde das Schiff im Juni 2021 zu Blohm + Voss verholt. Im August folgte der Gau. Die Pellas Sietas Werft, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten war, musste Insolvenz anmelden.
Damit geriet die Fertigstellung des Baggers ins Stocken. Versuche, die OSTERIFF fertigzustellen, scheiterten. Die Pellas-Sietas-Werft musste nach 390 Jahren Schiffbaugeschichte ihre Tore für
immer schließen.
Ende 2022 wurde die Fertigstellung der „OSTERIFF” durch Blohm + Voss beschlossen. Der ursprünglich auf rund 95 Millionen Euro veranschlagte Bagger kostet nun 142 Millionen Euro. Dieser
Preisanstieg führte zu viel Kritik und brachte dem Bagger einen Eintrag ins Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes ein. Die „OSTERIFF” wurde mit den Jahren zu einer Dauerattraktion im Hamburger
Hafen.
Ursprünglich war die Fertigstellung für 2024 vorgesehen, doch dieser Termin konnte nicht eingehalten werden. In der Folge ging der Termin Frühjahr 2025 durch die Medien. Das Problem: Neben dem
Einbau der Technik musste die OSTERIFF „ertüchtigt“ werden. Auf dem Neubau näherten sich Bauteile wie Schläuche und Dichtungen ihrer Altersgrenze. Vorsorglich wurden diese auf dem in die Jahre
gekommenen Neubau ausgetauscht.
Nach der Odyssee hieß es schließlich am Montag, dem 13. Oktober 2025, „Leinen los!“. Erstmals mit eigener Kraft verließ die „OSTERIFF“ Hamburg zur ersten Probefahrt in Richtung Nordsee. Von
Cuxhaven aus unternahm sie in den folgenden Tagen mehrere Erprobungen in der Deutschen Bucht. Am 17. Oktober kehrte sie nach Hamburg zurück. hre Übergabe und Indienststellung wird nun Anfang 2026
erwartet. Wie hoch die Baukosten letztendlich sein werden, bleibt abzuwarten.
Auf der Rückfahrt nach Hamburg begegnete die OSTERIFF Hopper-Baggern der privtaen Baggerunternehmen. Ob sie der Anblick der nun doch fahrenden OSTERIFF erfreute ist offen.



Was anschließend mit dem derzeit noch einzigen Bundesbagger NORDSEE geschieht, scheint ebenfalls noch nicht endgültig geklärt zu sein. Die privaten Baggerunternehmen haben offen bekundet, dass die seit 1978 unermüdlich im Einsatz befindliche „NORDSEE” nach Ausmusterung der „OSTERIFF” aus dem Verkehr gezogen werden sollte. Ein verständliches Ansinnen, denn die Baggerfirmen möchten keinen zweiten Bundesbagger als Konkurrenz auf Elbe, Weser und Jade sehen. Man darf gespannt sein, ob den Wünschen entsprochen wird und die „Alte Lady“ tatsächlich aufs Altenteil abgeschoben wird. Dies werde ich zum Anlass nehmen, um hier in Kürze in einem Beitrag die NORDSEE vorzustellen.
Daten Osteriff | |
IMO-Nr.: | 9832767 |
Bauwerft:
|
Ursprünglich Pellas Sietas, Neuefelde ab 2022: Blohm + Voss, Hamburg |
Aufschwimmen: |
15.10.2020 |
1. Probefahrt: |
13.10.2025 |
BRZ: |
10.800 |
Tragfähigkeit: |
12.036 t |
Länge über alles: |
133,00 m |
Breite: |
23,40 m |
Tiefgang: |
6,90 m |
Laderaum Volumen: |
7.500 m³ |
Baggertiefe: |
25,00 m |
Antrieb: |
Dieselelektrisch |
Motoren: |
5 Dieselmotoren Typ MaK 8M25E mit je 2.800 kW |
Propeller: |
2 |
Geschwindigkeit: |
13,5 kn |
Fotos der OSTERIFF
Nach Beendigung ihrer Probefahrten kehrte die OSTERIFF am 17. Oktober wieder nach Hamburg zurück. Die Bilder zeigen sie auf der Elbe bei Kollmar.







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