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Ein Schiff, ein Lied und ein Wunschtraum der in Erfüllung gehen sollte


Beitrag:

Karl-Heinz Brüggmann

Cap san Marco, Hamburg Süd Reederei
Die CAP SAN MARCO. Mit ihr endete 1985 die Ära der "weißen Schwäne des Südatlantiks" im Liniendienst der Hamburg-Süd

Es war im Sommer 1964, ein herrlicher, warmer Sommertag. Schon nach dem Frühstück wurden alle Vorbereitungen getroffen, um zum Baden nach Steindeich zu fahren.

So ging es dann per Fahrrad mit der ganzen Familie auf die Tour, Herrenfeld am Deich entlang, kurz auf der Straße am Schleuer, dann auf dem Feldweg Landweg, vorbei am Haus von Tante Lene, von dem Weg auf die Straße Steindeich, hinter Bielenberg, zu einem Stück Grasland.

 

Die Erinnerung ist so frisch, als ob es Gestern war.

 

Nachdem wir die Fahrräder abgestellt hatten, ging es in einiger Entfernung vom Leuchtturm über den Deich an den Strand. Nun gab es vieles an Schiffen zu sehen. Wie ich so im doch schon warmen Wasser planschte, kam aus der Richtung Hamburg ein schneeweißer Frachter. Es dauerte doch etwas, bis man genaueres erkennen konnte. Jedenfalls sah man über der Brücke sowas wie eine rote Kappe. So konnte nur ein CAP SAN Schiff aussehen. Erst hörte man das Wummern der Hauptmaschine. Dann wie er näher kam, vernahm man auch die Musik, die wohl über Deckslautsprecher gespielt wurde. Nun war es unverkennbar ein CAP SAN Schiff der Hamburg-Süd Reederei. Ein weißer Schwan mit seiner jachtähnlichen Linienführung. Querab von uns wurde dann das Lied „ Hör mein Lied  Elisabeth“ gespielt.

Ich hatte nur noch Augen für das Schiff.

So war der Wunschtraum, einmal auf so einem Schiff über den Ozean zu fahren, geboren.

Später, wenn ich eines der CAP SAN Schiffe sah, kam die Erinnerung an das Erlebnis am Steindeich. Dieses Erlebnis trug ich zunächst  gut 14 Jahre in mir.

 

Ich hatte inzwischen meine Maschinenschlosserlehre und meine 4 Jahre Bundesmarine hinter mir. So war ich dann als Technischer Offiziersassistent bei der Reederei Hapag-Lloyd auf der MS LEVERKUSEN, dann auf der BREMEN EXPRESS. Hier hatte ich gekündigt, weil mir die Kesselanlage des Turbinenschiffes  nicht so lag.

Danach hatte ich mich bei der Hamburg-Süd  Reederei beworben und bekam auch ein Schiff. Voller Erwartung und Freude öffnete Ich den Brief.

Na, wenn das kein Glück war?

Ich sollte damals, 14 Jahre nach meinem Erlebnis am Steindeich, auf der CAP SAN NICOLAS  anmustern. Ich war sowas von happy.

So fuhr ich dann, diesmal leider im Dezember und dazu noch an einem ungemütlichen Tag, mit dem „ weißen Schwan“ vorbei an Steindeich und meiner Heimatstadt Glückstadt, aber der Sonne und der Wärme entgegen. Höhe Steindeich stand ich hinten am Aufbau, an Deck. Der Decksbootsmann hatte extra die Platte auflegen lassen, aber diesmal war keiner am Strand, der es mitbekam. Mit Blick zum Elbeufer träumte ich schon gedankenverloren von  Palmen, Sonne und türkiesblauen Meer.

Ein Wunschtraum hatte sich erfüllt.

An Bord der CAP SAN NICOLAS empfing mich die Biskaja mit stürmischen Wetter
An Bord der CAP SAN NICOLAS empfing mich die Biskaja mit stürmischen Wetter
Ein Traum wurde wahr. Einlaufen in Rio de Janeiro an Bord der CAP SAN NICOLAS.
Ein Traum wurde wahr. Einlaufen in Rio de Janeiro an Bord der CAP SAN NICOLAS.
Die CAP SAN NICOLAS im Hafen von Santos
Die CAP SAN NICOLAS im Hafen von Santos

Die Zeit auf der CAP SAN NICOLAS und der CAP SAN MARCO wurde die beste Seefahrtszeit auf Handelsschiffen, die man erleben konnte. Es waren einfach tolle Schiffe mit denen selbst die moderneren Schiffe nicht mithalten konnten.

 

Und die Anmusterung  auf ein Schiff der Hamburg-Süd hat mich vor dem Untergang bewahrt. Wie Das?

Ganz einfach.  Wie ich bei Hapag Lloyd gekündigt hatte, musste ich ja in das Personalbüro. Dort wollte man mich unbedingt behalten, ich sollte auch ein Motorschiff bekommen, die MÜNCHEN.  Mit dem Schiff wäre ich dann genau an meinem Geburtstag untergegangen. Noch heute kann keiner sagen, warum und wo das Schiff genau untergegangen ist.

Ein unmöglicher Zustand für die Hinterbliebenen. Keiner hat bis heute den Verbleib und den Zustand der MÜNCHEN nachgeforscht, die das Grab für die gesamte Besatzung wurde.

Die Museumsschiff CAP SAN DIEGO erinnert heute an die Zeit der sechs schnittigen yachtähnlichen CAP SAN-Schiffe
Die Museumsschiff CAP SAN DIEGO erinnert heute an die Zeit der sechs schnittigen yachtähnlichen CAP SAN-Schiffe

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